Bord Tagebuch - St. Petersburg - Stockholm

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Heute schlafen wir bewußt lange aus. Wir haben eine Nachtfahrt vor uns, die unsere größte Aufmerksamkeit erfordert.
Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang über diese zauberhafte Insel. Hier gibt es viele Sommerhäuser, die auch alle bewohnt zu sein scheinen. Aber im Winter bleiben nur ganz Wenige hier.
Wir telefonieren mit unserer russischen Agentin. Sie hat auf unsere mail geantwortet, nur haben wir hier kein Internet, so daß sie uns die wesentlichen Passagen noch einmal mündlich erzählt. Wir verabreden, daß wir in Kronstadt allein einklarieren, in den Central Yacht Club fahren und uns am Nachmittag mit ihr dort treffen. Sie wird sowohl die Boarder Control als auch das Management des Yachthafens über unser Kommen informieren.

Gegen 17°° h verholen wir zum Ausklarieren an den Steg der Boarder Control. Leider ist keiner da, um uns abzufertigen. Wir rufen sie über Funk und nach 20 Minuten kommen sie mit ihrem Schnellboot angefahren. Die Formalitäten sind schnell erledigt und wir starten ins Abenteuer. Um 20.05 h überschreiten wir die Grenze nach Russland. Wir nehmen Kontakt mit der russischen Coast Guard auf und fragen nach dem zu segelnden Kurs und ob es sonst etwas zu beachten gibt. Sie empfehlen uns einen Kurs von 90° und im übrigen sei alles o.k. man verfolge uns auf dem Monitor. Das ist das Gute bei AIS, so bleiben wir bis Kronstadt völlig unbehelligt.

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Um 8.36 h passieren wir die Durchfahrt der Insel Kotlin.
Wir finden die Zoll- und Immigrationabfertigung. Die beiden jungen Beamten sind auch sehr nett aber gründlich – zu gründlich. Nachdem sie unter unsere Kojen geschaut haben, finden sie unseren Schatz an Bierflaschen.
Sie stellen alles auf den Tisch (zwei Kisten). Dann beratschlagen sie und einer fragt, nach unserer Agentin. Sie kommt alsbald angerauscht und klärt die Angelegenheit dahingehend, daß wir die überzähligen Flaschen dort lassen und ausgießen müssen. Auf das Ausgießen verzichten wir. Damit ist die Angelegenheit erledigt und wir dürfen weiterfahren. Im Yachthafen angekommen treffen wir erneut mit Tatiana zusammen. Wir rekapitulieren noch einmal die Situation und sie erklärt uns, daß vor einer Woche hier das alljährliche Wirtschaftstreffen war und die Zöllner angewiesen wurden, besonders gründlich nachzuschauen. Sie wollen keinen Ärger machen und können auch selbst keinen gebrauchen.
Wir verabreden uns mit Tatiana für morgen zu einer Stadtrundfahrt.

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Hafentag!

Anruf von Tatiana. In der Stadt ist Marathonlauf und es sind urplötzlich Straßen gesperrt, die nicht angekündigt waren, sie stecke im Stau. Als sie eintrifft, beratschlagen wir, was zu tun ist. Eine Stadtrundfahrt bietet sich jetzt eigentlich nicht mehr an. Wir äußern den Wunsch, Kronstadt und den Peterhof zu sehen.
Wir besichtigen die russisch orthodoxe Marine-Kathedrale Marskoi-Nikolski. Sie ist so überaus prächtig, daß es einem den Atem verschlägt. Zu sowjetischen Zeiten diente sie als Kino.
Peter der Große erkannte den militärstrategischen Nutzen der inmitten der Bucht gelegenen Insel Kotlin schnell. Die großen Handelsschiffe mit ihrem Tiefgang schaften die Einfahrt insNewa-Delta nicht, so daß es sich anbot, hier einen Umladehafen zu bauen. Im Verlauf der großen Nordischen Kriege nahmen die Russen 1703 die Insel den Schweden ab und bald darauf ließ Peter hier eine Verteidigungsanlage bauen und gab ihr den Namen Kronstadt. Kronstadt war immer Stützpunkt der baltischen Flotte, erst der zaristischen, dann der sowjetischen. Jahrzehntelang war die Insel für Besucher gesperrt. Früher erreichte man die Insel nur mit dem Schiff, jetzt kann man sie über einen Damm erreichen. Es blieben nur wenige Bauten aus der Zeit Peters des Großen erhalten. Zur Tradition gehörte auch, daß hier Seehelden und Meeresforscher bestattet wurden.
Anschließend fahren wir nach Peterhof. Das ist die schönste Residenz von Zar Peter dem Großen. Peter selbst hat den Ort ausgesucht, an dem seine zukünftige Sommerresidenz errichtet werden sollte und er selbst zeichnete Entwürfe für den Park und Palast. 1723 war die Gesamtanlage beinahe fertiggestellt.  Der große Palast beeindruckt durch seine Innenausstattung. Weltberühmt sind die zauberhaften Wasserspiele im Park. Das Wasser fließt hier über zwei breite Treppen in ein riesiges marmornes Becken. In dessen Mitte die vergoldeteSamson-Fontäne steht. Reich geschmückt ist die große Kaskade, deren Wasserspiele ohne jede Pumpe und ausschließlich über ein kunstvolles System von Vorhaltebecken und durch Ausnutzung natürlicher Gefälle funktionieren.In den Parks befinden sich insgesamt weit über hundert Fontänen. Einzigartig ist die Fontänen-Allee. Der Meereskanal war die Paradeeinfahrt für die Zaren und ihre Gäste nach Peterhof. Das Gestaltungskonzept des unteren Parks zeigt, daß Peter diese Residenz vor allem als Symbol der neuen Seeherrschaft Russlands bauen ließ.
Nach Beendigung der Besichtigung rauschen wir unter Donnergetöse mit dem Tragflächenboot, daß wir vor dem Park besteigen, in einer 30 minütigen Fahrt zurück nach St. Petersburg.

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Hafentag!

Und heute machen wir nun die geplante Stadtrundfahrt. Weil heute wieder Alltag mit dem entsprechenden Verkehr ist, hat Tatiana sich einen Chauffeur mitgebracht, damit sie uns, ohne sich auf den Verkehr konzentrieren zu müssen, alles Wissenswerte erzählen kann.
Die Stadtrundfahrt erstreckt sich über 5 Stunden. Wir bekommen viel zu hören und zu sehen. Ja, Tatiana versteht ihr Handwerk. In der Peter und Paul Festung steigen wir aus und gehen über das Gelände und in die dreischiffige Peter und Paul Kathedrale. Die barocke Innenausstattung mit der holzgeschnitzten und vergoldeten Kanzel ist beeindruckend. Wobei die Kanzel eigentlich nicht in eine orthodoxe Kirche gehört, fand sie doch auf Wunsch Peters des Großen hier Eingang um seine prowestliche Ausrichtung zu untermauern. Trotzdem fand die Kirche eigentlich nur zu Todenfeiern der Romanows Verwendung. Im rechten Schiff liegen, in zwei Dreierreihen angeordnet, unter Grabsteinen aus blendend weißem Carrara-Marmor die ersten Petersburger Zaren und Zarinnen. Im linken Kirchenschiff liegen die Zaren und Zarinnen des 19. Jahrhunderts. Der Bau der Festung war praktisch die Geburtsstunde von St. Petersburg.
Die Auferstehungskathedrale, die zum Smolny-Komplex gehört, haben wir uns ebenfalls näher angesehen.

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Hafentag!

Heute machen wir uns das erste Mal allein auf den Weg. Zunächst haben wir uns vorgenommen, mit der Metro zu den besonders schönen Haltestellen zu fahren. Wir machen unsere Fahrräder klar und radeln zur nächstgelegenen Station. Ähnlich wie auch in Moskau wurden hier zu Beginn des Baus der Metro die Stationen jeweils unter ein Motto, verbunden mit der Stadtgeschichte, gestellt und entsprechend gestaltet. 1955 wurde der erste 11 km lange Abschnitt eröffnet. Diese ersten 8 Stationen sind auch die schönsten. Mit prachtvollen "Palästen für das Volk" war die Metro das Vorzeigeobjekt der Sowjetunion.
Wir hätten gern ein sog. Tagesticket gehabt, mit dem man kreuz und quer durch die Stadt fahren kann. Aber das gibt es hier nicht. Der Fahrpreis wird einmal bezahlt, wir bekommen einen Chip und den stecken wir am Eingang in den Schlitz und dann fahren wir tief unter die Erde. Solange wir dort bleiben, können wir fahren soviel wir wollen in alle Richtungen auch umsteigen ist möglich. Sobald wir die Rolltreppe nach oben betreten haben, gibt es kein zurück mehr. Oben angekommen führt der Weg nur noch nach draußen. Der Preis ist für alle Verkehrsmittel gleich, 31 Rubel, das sind 0,50 €.
Mitten auf dem Newskij Prospekt wähnt man sich plötzlich in Rom und meint, die Kuppel des Petersdomes und die Kolonnaden des Petersplatzes vor sich zu sehen. Zar Paul I. hatte die Architekten dazu angehalten, sich die Peterskirche in Rom zum Vorbild zu nehmen. Im Inneren mit seinen mächtigen Säulen wird die berühmte Ikone der Gottesmutter von Kasan verehrt. Nachdem die Kasaner Kathedrale zu Sowjetzeiten zum "Museum des Atheismus" umfunkitioniert wurde, wird hier seit 1990 wieder täglich die Liturgie gesungen.
Am Newskij Prospekt begegnet uns auch Katharina die Große mit ihren wichtigsten Beratern und Feldherren sowie ihren Günstlingen und Liebhabern zu Füßen. Der Platz wird dominiert von den Bauten des Alexandrinski-Theaters im Süden und von der Russischen Nationalbibliothek. Wir bemerken gar nicht, wie die Stunden vergehen, nur unser Gang wird immer langsamer und schleppender. Wir suchen die nächste Metrostation, dann schwingen wir uns aufs Fahrrad und ab geht es zum Hafen.

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Hafentag!

Erschöpft vom Vortag schlafen wir heute etwas länger. Aus dem Kuchenbacken wird auch nichts, da der Strom mehrfach ausfällt. Wir fahren wieder mit unseren Fahrrädern zur Metrostation und machen dort weiter, wo wir gestern aufgehört haben, am Newskij Prospekt. Wir wollen die Erlöserkirche, die der Basiliuskathedrale in Moskau nachempfunden ist, besichtigen. Leider haben wir Pech, Mittwochs ist "Schließtag". Ebenso ergeht es uns mit der Isaaks-Kathedrale. Aber morgen ist auch noch ein Tag. Das prächtige Admiralitätsgebäude mit seinem wunderschönen Eingangstor mit goldener Kuppel erstrahlt ganz in der Nähe. Am Ufer der Newa finden wir auch das Denkmal von Zar Peter dem Großen. Mit ihm hat Katharina die Große dem Stadtgründer ihre Reverenz erwiesen und ganz beiläufig auch sich selbst geehrt. "Peter der Erste, Katharina die Zweite, 1782" lautet die lapidare Inschrift. Peter I. sitzt auf einem sich aufbäumenden Pferd, das mit dem rechten Hinterhuf eine Schlange zertritt; letztere symbolisiert das besiegte Schwedenreich. Der gewaltige Felsblock, auf dem das Denkmal steht, wiegt über 1.600 t.
Wir spazieren über die schönste Fußgängerbrücke St. Petersburgs, die Bankbrücke. Sie erhielt ihren Namen schon 1825 von der Assignatenbank, auf deren Rückfront man von der Bankbrücke aus blickt. Diese Bank wurde schon von Katharina der Großen gegründet und gab das erste russische Papiergeld heraus. Sie wird flankiert auf jeder Seite von zwei märchenhaften gusseisernen Greifen mit vergoldeten Flügeln.
Wir sehen, daß auf den Hauptstraßen mit Schaufel und Besen gekehrt wird, während auf den Nebenstraßen der Müll durch die Straßen weht. St. Petersburg hat noch sehr viele schöne Häuser im Jugendstil, teilweise schön restauriert teilweise steht diese aber auch noch an. Das hängt damit zusammen, daß St. Petersburg nicht so wie andere Städte von den Deutschen bombardiert worden ist, sondern die Strategie war, die Einwohner auszuhungern. Das dauerte fast drei Jahre und ca. 1 Million Bürger haben es nicht überlebt.

Natürlich wollen wir auch die vielgerühmten "weißen Nächte" erleben und bestaunen, wenn sich nachts die Brücken über die Newa öffnen. Dabei hat uns Tatiana eingeschärft, darauf zu achten, daß wir auf der richtigen Seite der Brücken stehen sollten, denn sie würden sich erst um 5°°h in der Früh wieder schließen. Wir machen uns also nachts um halb eins mit unseren Fahrrädern auf den Weg und radeln in die Innenstadt. In der Nähe der Peter und Paul-Festung meinen wir, den richtigen Standpunkt gefunden zu haben, denn die Festung selber ist nachts geschlossen. Leider können wir von hier aus nur eine Brücke richtig sehen. Um näher an die andere heran zu kommen, müßten wir über eine weitere Brücke und das trauen wir uns nicht. Ungefähr fünf Schiffe fahren die Newa hoch.

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Hafentag!

Da wir uns gestern die Nase bei den beiden Kirchen gestoßen haben (sie gehören dem gleichen Museumsverein an), versuchen wir es heute noch einmal. Wir beginnen mit der Isaaks Kathedrale. Die immensen Besucherströme werden so gesteuert, daß man vom Haupteingang erst einmal um die riesige Kirche herum laufen muß zur Kasse. Dann wieder zurück zum Haupteingang. Verlassen wird die Kirche wieder auf der Rückseite. Wenn man dann den Turm besteigen will, läuft man wieder zum Haupteingang. Das Innere der Kathedrale ist so gewaltig und wuchtig, daß man sich ganz klein vorkommt.
Anschließend sind wir, wie schon erwähnt, auf den Turm gestiegen. Man hat eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt, an der wir uns einfach nicht sattsehen können.
Als nächstes steht die Erlöserkirche auf unserem Programm. Sie ist die wohl farbenprächtigste und russischste aller Kirchen. Der auffällige Bau mit seinen bunten Zwiebeltürmen, der an die Basiliuskathedrale in Moskau erinnert, wurde von Zar Alexander III. an dem Ort errichtet, an dem sein Vater, Alexander II. 1881 bei einem Bombenanschlag einer radikalrevolutionären Gruppe ums Leben kam. Diese Kirche war von Anfang an weniger als Gotteshaus denn als Memorial gedacht. Zwanzig Schrifttafeln an der Kirche halten die biografischen Daten und politischen Taten des ermordeten Zaren fest, u.a. die Aufhebung der Leibeigenschaft 1861, die Kaukasuskriege und die Eroberung Mittelasiens. Das Kircheninnere ist vollständig, inklusive der Ikonostase, mit wunderschönen Mosaiken ausgeschmückt. Außen um die Kirche herum versuchen die Händler des Souvenirmarktes ihren üblichen Kitsch unter die Leute zu bringen. Gleich nebenan erstreckt sich der gewaltige Komplex des russischen Museums.